Wiggensbach ist als
eine aufstrebende Gemeinde im Allgäu bekannt. Über 4000 Einwohner wohnen hier
und sie leben gut, denn Bürgermeister und Gemeinderat achten sehr darauf, dass
die Gemeinde nicht dem Fortschritt der modernen Zeit verschlossen bleibt. Sie
sind stets bemüht den lebens- und liebenswerten Charakter Wiggensbachs zu
bewahren. Was für Wiggensbach gut ist, kann für Ermengerst
nicht schlecht sein. Der größte Ortsteil von Wiggensbach verstand es von jeher
glänzend, seine
Eigenständigkeit aufrechtzuerhalten.
So sind auch die Mitglieder und Verantwortlichen
der Freiwilligen Feuerwehr Ermengerst stolz darauf,
dass die Selbständigkeit der Freiwilligen Feuerwehr Ermengerst
über die Jahre hinweg erhalten werden konnte und dass es auch in Zukunft so
bleiben wird. Seit 1875 stehen die Mannen der Freiwilligen
Feuerwehr von Ermengerst im Dienste des Nächsten und
feiern heuer ihr 125 – jähriges Gründungsfest.
Als ganz
selbstverständlich erscheint es heute, dass die Feuerwehr gerufen wird, wenn es
irgendwo brennt oder durch Naturkatastrophen wie Hochwasser und Sturm, Schäden
angerichtet werden.
Aber ist das wirklich
so selbstverständlich?
In der heutigen von
Egoismus geprägten Zeit, in der ehrenamtliche Tätigkeiten leider nicht mehr den
Stellenwert haben, den sie verdienen, sieht kaum jemand die Arbeit, den Einsatz
und auch die privaten
Opfer, die die Mitglieder einer Freiwilligen Feuerwehr auf sich nehmen, um
anderen Menschen in Notlagen helfen zu können.
Gerade aus diesem
Grund rechne ich den Mitgliedern meiner Feuerwehr ihr Engagement sehr hoch an
und möchte dieses Jubiläum zum Anlass nehmen den heutigen und früheren
Kameraden für den Dienst am Nächsten Anerkennung und Dank auszusprechen.
125 Jahre Freiwillige
Feuerwehr Ermengerst zeigen jedoch, dass mit einem
intakten Vereinsleben, mit Idealismus und mit Kameradschaft auch eine kleine
Feuerwehr, bestehen und sich den ändernden Aufgaben stellen kann.
Leodegar Wegmann
Kommandant
Aus der 125-jährigen Geschichte
der Freiwilligen Feuerwehr Ermengerst
Erst seit 1929 gibt es durch die
Protokollführer und Mitglieder lückenlose Aufzeichnungen über die Freiwillige
Feuerwehr Ermengerst. Zuvor hatte
der langjährige Kommandant und Bürgermeister Albert Martin einiges aus der Zeit
niedergeschrieben, als Ermengerster Bürger die Notwendigkeit
erkannten, den Ernstfall zu proben und gemeinsam Brände zu bekämpfen.
Die Freiwillige Feuerwehr Ermengerst wurde am 8. Mai 1875 mit Gutheisung und unter
„Beiwohnung“ des damaligen Bürgermeisters Krumbacher als zweite Abteilung der
Freiwilligen Feuerwehr Wiggensbach gegründet. Es traten damals 20 Mitglieder
der Freiwilligen Feuerwehr Ermengerst bei. Mit dem
Tag der Gründung hatte sie eine eigene Kasse, sowie einen eigenen
Abteilungskommandanten unter dem Oberkommando Wiggensbach.
Von
der Gemeinde erhielt die Freiwillige Feuerwehr Ermengerst
eine zweirädrige Druckspritze, wie sie damals von verschiedenen
Feuerversicherungsgesellschaften vielen Gemeinden geschenkt wurde, sowie
8 Blechhelme, 6 Steigergurte mit Karabinerhaken, 2 Chargiertengurte, 4
Dachleitern, 3 Stockleitern, eine kleine Anstellleiter und eine große Leiter
mit Unterstützungsstangen.
Im
Jahre 1882 erhöhte sich der Mitgliederstand auf 35 und man schaffte 1885 aus
eigenen Mitteln 22 Blechhelme und 3 Chargiertengurte an. Von der Gemeinde
erhielt der Verein im Jahre 1890 12 Mannschaftsgurte und eine Saug- und
Druckspritze, die teils von der Gemeinde und teils durch freiwillige Spenden
bezahlt wurde. Die Spritze kostete damals 750 Mark.
Am
2.Oktober 1892 wurde in einer außerordentlichen Generalversammlung unter
Zustimmung des damaligen Bürgermeisters Bachert
beschlossen, die Freiwillige Feuerwehr Ermengerst aus
der Freiwilligen Feuerwehr Wiggensbach auszugliedern und somit zu
verselbständigen. Deswegen wurde um Anschluss an den Bayerischen -
Landesfeuerwehrverband nachgesucht. Diesem Ersuchen wurde am 11. Januar 1893
entsprochen. Im Rahmen der Generalversammlung von 1894 wurde entschieden, eine
eigene Fahne anzuschaffen und für diesen Zweck eine außerordentliche Auflage
von 2 Mark pro Mitglied zu erheben.
Die
Fahne wurde im Taubstummen–Institut in Dillingen
gefertigt und kostete mit Zubehör 200 Mark. Durch die 50 Mitglieder kamen 100
Mark zusammen, der Rest wurde mit freiwilligen Spenden gedeckt. 1889 wurde
beschlossen, eine Mütze für jedes Mitglied anzuschaffen.
Am
25. Juli 1907 hatte gegen 19.00 Uhr ein Blitz in den Kirchturm eingeschlagen, . Durch Glockengeläut und Trompetensignal wurde die Freiwillige
Feuerwehr Ermengerst alarmiert. Die Dachrafen standen in Flammen. Das Feuer wurde durch Wasser
aus Kübeln gelöscht, die von innen auf den Turm getragen worden sind. (Anwesend waren 40 Mann und zusätzlich 20
Bahnarbeiter, die beim Wassertragen mithalfen.
Im
Jahre 1908 wurde vom Verein ein Requisitenhaus erbaut, das von Herrn Zeberle, Zimmermeister in Ermengerst,
für 1000 Mark errichtet wurde.
Bei
der Generalversammlung 1909 wurde entschieden, dass jeder 50 Pfennig zu zahlen
hat, der unentschuldigt bei Übungen fehlt, und jeder 10 Pfennig zu zahlen hat,
der nach dem “Verlesen” (zu spät) kommt.
Während
des ersten Weltkrieges wurden 60 Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Ermengerst zum Kriegsdienst eingezogen. Deswegen wurde 1916
bei der Generalversammlung von der Chargiertenwahl abgesehen.
Am
17. Dezember 1925 fand die 50–jährige Gründungsfeier statt. Mit Kirchzug, einer
Messe für die verstorbenen Gründungsmitglieder, einem Theater, einem Konzert
durch die Musikkapelle Wiggensbach und einem Glückshafen wurde dieses Fest
gefeiert.
Im
Rahmen der Generalversammlung von 1929 wurden beschlossen, die im Jahre 1894
gekaufte Fahne zu erneuern, da sie in den 35 Jahren doch einigen Schaden
davongetragen hat.
Am
18. April des gleichen Jahres wurde das Fest der Fahnenweihe durchgeführt. Um 8
Uhr in der Früh marschierte damals die Freiwillige Feuerwehr Ermengerst hinter der Musikkapelle mit der neuen Fahne zur
Filialkirche Ermengerst, in der
Hochw. Kaplan Egetemayer die Weihe der Fahne vornahm. In treffenden
Worten stellte er die Bedeutung der Vereinsfahne heraus und sprach über die
Pflichten eines Feuerwehrmannes.
Ein
beruhigendes Gefühl für alle Anlieger von Ermengerst
und Notzen war der Bau der Wasserhochdruckanlage
1929. Unser ältestes Mitglied, Georg Berkmann sen.,
war damals Augenzeuge. Er erzählt heute, dass es schon eine Sensation
war, ohne eine Spritze über den Kirchturm spritzen zu können. Gleichzeitig
wurden sechs Hydranten installiert, was die Einsatzfähigkeit der Feuerwehr
schon damals erhöhte.
1930
hatte die Freiwillige Feuerwehr Ermengerst einen
Kassenstand von 1,31 Mark, der sich 1931 auf 9,78 Mark erhöhte. Trotzdem wurde
folgendes beschlossen:
„Nach
der Verordnung des Bay. Landesfeuerwehrverband sind die Kommandanten und Zugführer
mit Achselstücken auszurüsten. Diese Anschaffung darf aber nicht den
“Chargierten” zugemutet werden, da sie das nötige Kleingeld für den Haushalt
und die Familie benötigen. Deshalb werden die notwendigen Achselstücke aus der
Vereinskasse bezahlt. Die Achselstücke bleiben Eigentum des Vereins.“
Am
30. August 1930 brannte das Anwesen Engelbert Wirth (heute Familie Frick) in Weissen nieder. Im Einsatz waren damals die Feuerwehren aus
Ermengerst, Wiggensbach, St. Lorenz und Mariaberg mit
insgesamt 219 Feuerwehrmännern.
Wie
bei jeder Freiwilligen Feuerwehr war und ist die technische Ausrüstung eine
Frage des Geldbeutels der Gemeinde. Jahrelang konnte sich die Freiwillige
Feuerwehr Ermengerst wie der kleine Bruder der
Freiwilligen Feuerwehr Wiggensbach fühlen, denn meistens erhielt sie die für
die Freiwillige Feuerwehr Wiggensbach zu klein gewordenen Fahrzeuge.
So
war es auch im Jahre 1934 die Freiwillige Feuerwehr Ermengerst
erhielt die erste Motorspritze, eine Magirus T4, von der Freiwilligen Feuerwehr Wiggensbach. Es
war ein Schmuckstück in der damaligen Zeit. Wegen Frostgefahr überwinterte sie,
jeweils, blitz und blank geputzt, in der Malerwerkstätte Beck, wo sie vom
ersten
Maschinist
Fritz Beck gehegt und gepflegt wurde. Die Malerwerkstätte Beck befand sich in
dem heutigen Anwesen Maier in Ermengerst, An der
Schmiede 3.
Ab
1936 gab es so manche organisatorische Veränderung.
Die
Generalversammlung wurde nicht mehr mit “Gut Heil”, sondern mit “Heil Hitler”
beendet, ab 1942 sogar mit einem dreifachen “Sieg Heil”.
Aus
dem Kommandanten wurde der Wehrführer und die Feuerwehrübung wurde zum
Dienstappell.
Die
nicht zum Kriegsdienst eingezogenen Männer, die sogenannten.
UK – Gestellten (unabkömmlich), hatten bei Kriegsende alle Hände
voll zu tun, da sie im Rahmen der Feuerwehr, als “„Mädchen für alles“ herhalten
mussten. Die fehlenden Lücken durch die zum Kriegsdienst eingezogenen
Feuerwehrkameraden wurde zum Teil mit einer
Mädchengruppe aufgefüllt.
Das
Ende des 2. Weltkrieges im Mai 1945bedeutete auch für kurze Zeit das Ende der
Freiwillige Feuerwehr Ermengerst. Aber bereits im
Februar 1946 wurde wieder zur Generalversammlung eingeladen.,
Die Einladung erfolgte per Anschlag, denn das Wiggensbacher Wochenblatt durfte
noch nicht wieder gedruckt werden.
Ab dieser Zeit ging es auch mit der Freiwillige
Feuerwehr Ermengerst -, auch ohne Exerzieren und
Achselstücken -, wieder aufwärts.
Zwar
hatte die Währungsreform den Kassenstand von 365,- Reichsmark über Nacht auf
20,18 DM reduziert, aber dies tat dem Aufschwung keine
Abbruch.
Der
langjährige Schriftführer Ignaz Berkmann, der es
immer verstanden hatte, die trockenen Protokolle der Generalversammlungen etwas
abwechselnd und locker zu gestalten, berichtete 1948 unter Tagesordnungspunkt
Wünsche, Anträge und Verschiedenes:
„In
die leere Luft sprechen jedes Jahr die Kreis- und Wehrführer, wenn sie über
Stauweiher reden, was wurde doch da schon alles gepredigt, seit Beginn des
Krieges und heute noch. 10 Jahre danach ist es noch kein einziger mehr
geworden. Es ist ja auch nicht notwendig, es ist ja die Feuerwehr da, wenn es
brennt, die wird schon schauen wo Wasser ist. Sie kann ja einen
Wünschelrutengänger mitnehmen.“
Diese 1948 vorhandene Löschweiherproblematik ist
auch heute wieder aktuell, wie erst kürzlich auf der Generalversammlung der
Freiwilligen Feuerwehr Ermengerst zu hören war.
Im
Jahr 1954 bekam die Freiwillige Feuerwehr Ermengerst
wiedereinmal das für die Freiwillige Feuerwehr
Wiggensbach zu klein gewordene Fahrzeug,. . Auch
in der Folge gab es dann immer wieder die alten Fahrzeuge von der Freiwilligen
Feuerwehr Wiggensbach. Einmal war es ein alter Borgward. Im Austausch für
diesen musste die Freiwillige Feuerwehr Ermengerst
wieder einen VW – Kombi zurückgeben.
Wenn
auch die technische Ausrüstung nicht immer auf dem neuesten Stand war, so wurde
in jedem Inspektionsbericht die Schnelligkeit, Besonnenheit und die
Kameradschaft bei der Freiwilligen Feuerwehr Ermengerst
besonders hervorgehoben.
Am
5. August 1961 wurde das Anwesen Graf in Ermengerst
ein Opfer der Flammen. Nachfolgend ein Auszug eines Artikel,
der in der Allgäuer Zeitung am 23.10.1961 veröffentlicht worden ist.
Im
Landkreis Kempten die meisten Selbstentzündungen
Bauer wegen fahrlässiger Brandstiftung verurteilt. 60 Grad
im Heustock zu leicht genommen.
Nirgends in Bayern brennt es so häufig in folge von
Selbstentzündung von Heustöcken, wie im Landkreis Kempten. Dies stellte ein
Brandsachverständiger vom Landeskriminalamt München in seinem Gutachten fest,
das er vor dem hiesigen Schöffengericht im Strafprozess gegen einen der
fahrlässigen Brandstiftung angeklagten Bauern aus dem Landkreis abgab...
Sein Anwesen brannte anfangs August infolge Selbstentzündung
des Heustocks nieder. Der Schaden betrug etwa 150.000,- DM. Der Bauer
versicherte vor Gericht, das Heu sei trocken in die Scheune gekommen. Etwa 14
Tage vor dem Brand habe er die Temperatur des ungefähr acht Meter langen, sechs
Meter breiten und acht Meter hohen Heustockes von oben mit der 3,40 Meter
langen Thermometersonde gemessen und 55 bis 60 Grad Celsius Wärme festgestellt.
Der als Zeuge erschienene Melker wollte allerdings von 65 Grad gehört haben.
Zwei Tage ehe der Bauerhof abbrannte, nahm ein Nachbar beim Stadel
Brandgeruch wahr. Er verständigte die Bäuerin davon und ging mit ihr zum
Heustock, roch aber dort nichts. Daraufhin forschte der Eigentümer des Anwesens
mit seinem Sohn auf dem Heustock nach Brandgefahr, jedoch ohne die Sonde, und
konnte nichts Verdächtiges feststellen.
Der Bauer musste vor Gericht allerdings zugeben, dass seine
Nase nicht gerade geeignet sei, Brandgerüche wahrzunehmen, da sie an
Schnupftabak gewöhnt ist. In der Frage, wann ein Heustock gefährdet ist,
vertrat der Bauer eine ziemlich großzügige Ansicht. Bei 75 Grad Celsius müsse
man vorsichtig sein und bei über 80 Grad abschroten bzw. den Hitzeherd
abdecken....
1962 gab es ein neues Fahrzeug für die Freiwillige Feuerwehr
Ermengerst.
In diesem Zusammenhang bezog die Freiwillige Feuerwehr Ermengerst ein neues Feuerwehrhaus, das bis 1989 das
Domizil der Freiwilligen Feuerwehr Ermengerst war. Es
wurde 1994 abgebrochen und befand sich auf dem heutigen Anwesen Franz Heinzelmann, An der Schmiede 24.
Anlässlich der Übergabe sprach Bürgermeister Reisle ein Grußwort.
Sehr geehrter Herr Hörburger, Herr Kommandant,
meine lieben Feuerwehrkameraden von Ermengerst!
Der heutige Tag wird in die
Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Ermengerst
eingehen. Mit der Übergabe der neuen Bachert Motorspritze
und des Spezialfahrzeuges VW-Kombi ist die Freiwillige Feuerwehr Ermengerst in die Reihen einer motorisierten
Stützpunktfeuerwehr aufgerückt. Durch die Anschaffung dieser Ausrüstung hat
wohl der Marktgemeinderat einen alten und berechtigten Wunsch der Ermengerster Feuerwehrmänner erfüllt. Der Marktgemeinderat
und ich wünschen, dass dieses Fahrzeug mit der neuen Spritze nie oder nur ganz
selten zum Einsatz kommen soll. Ich möchte damit sagen, dass wir von einem
Brandunglück verschont bleiben mögen. Die Praxis hat uns jedoch im August
vorigen Jahres bewiesen, wie notwendig eine gutausgerüstete
Feuerwehr in Ermengerst ist. Als in den frühen Morgenstunden die
Alarmsirenen ertönten und wir feststellen mussten, dass das Anwesen des
Sägewerksbesitzers Graf in hellen Flammen stand, da war mein erster Gedanke,
Gott sei Dank hat die Feuerwehr Ermengerst momentan
eine gute Spritze da. Das war allerdings nur eine Überbrückungszeit. Heute geht
die neue Spritze in den ständigen Besitz der Feuerwehr Ermengerst
über. Ich gratuliere Euch meine lieben Feuerwehrmänner zu Eurer sogenannten Motorisierung und wünsche Euch bei der
Bedienung dieser Geräte immer viel Erfolg. Desgleichen bitte ich Sie, diese
Dinge auch stets pfleglich zu behandeln, so dass sie einer Kontrolle hinsichtlich
der Sauberkeit und Reinhaltung durch den Bürgermeister jederzeit standhalten
können. Eines ist noch notwendig und zwar müssen wir diesem Feuerwehrauto noch
ein feuersicheres Haus geben. Ich traue es Ihrer Gemeinschaftsarbeit und Ihrem
Gemeinschaftssinne zu, dass Sie dies im kommenden Frühjahr durch den Ausbau des
derzeitigen Feuerwehrhauses auch noch schaffen werden. Die Mithilfe dafür ist
Ihnen von Seiten der Marktgemeinde Wiggensbach gewährt.
Mit diesen Worten und mit diesen Gedanken Herr Kommandant Wegmann
übergebe ich Ihnen und Ihrer Wehr dieses Fahrzeug samt seiner Ausrüstung zu
treuen Händen.
Herzlichen Glückwunsch.
„Wie
eine Fackel brannte am Mittwochabend der alleinstehende
Hof des Bauern Karl Federsel in Nesso
bei Ermengerst“, wird in einem Zeitungsartikel über
den Brand am 9. Oktober 1963 berichtet. Damals waren 45 Feuerwehrleute im
Einsatz. Nach den Aufzeichnungen traf drei Minuten nach der Alarmierung die
Feuerwehr Ermengerst am Brandort ein.
Infolge
des Ausbruches der Maul- und Klauenseuche, Anfang Januar 1966 im ganzen
Bundesgebiet, wurde die Generalversammlung, die jedes Jahr immer um diese Zeit
stattfand, bis auf weiteres verschoben. Sie wurde dann auf den 17. April 1966
festgelegt, konnte aber wieder nicht stattfinden, da beide Kommandanten
erkrankt waren (Wie bekannt wurde, aber nicht an der Maul- und Klauenseuche!).
Bei
den Neuwahlen 1973, erhielt der seit 1948 amtierende Kommandant Pankraz Wegmann
trotz seines Rücktrittes zwar wieder die Mehrheit, nahm aber die Wahl nicht
mehr an. Im zweiten Wahlgang wurde der bisherige zweite Kommandant Hugo Berkmann zum neuen Kommandanten gewählt.. Zweiter Kommandant wurde Hans Bornschlegel.
Auch Schriftführer Ignaz Berkmann legte nach 35
Jahren sein Amt nieder. Neuer Schriftführer wurde Hans Fleschutz.
Wiedergewählt wurden Kassier Martin Ohmayer .
In Anerkennung seiner jahrelangen Leistungen als Kommandant wurde Pankraz
Wegmann im Rahmen der Generalversammlung zum Ehrenkommandanten ernannt. Der
Mitgliedsbeitrag wurde von 3 DM auf 5 DM erhöht.
Die
Generalversammlung 1975 stand ganz im Zeichen der Vorplanungen für die 100 –
Jahrfeier. Im Vorfeld zu diesem Jubiläum wurde darüber diskutiert, ob man ein
Festzelt anmieten soll, oder die Veranstaltung in Grafs Stadel abhalten sollte.
Man entschied sich für Grafs Stadel. Und dies war gut so.
Denn
unter Blitz, Donner und wolkenbruchartigen Regenfällen fanden die festlichen
Tage vom 27. - 29. Juni 1975 statt. Da das Fest im Stadel stattfand, konnte man
dem schlechten Wetter trotzen. Martin Zeller fungierte bei diesem Fest als
Chronist. In seiner Ansprache ließ er die vergangenen 100 Jahre der
Freiwilligen Feuerwehr Ermengerst Revue passieren. Er
war von der Festhalle so begeistert, dass er nachfolgendes Mundartgedicht
spontan verfasste und am letzten Tag der Jubiläumsfeier vortrug.
Der Unterschied zwischen Festzelt
und Feststadel:
Wie isch a Feschtzelt
naß und käl
Und wenn’ d‘ Pech hosch, sogar häl.
Schnell flack’sch din mit samt dr Juppe,
in der ganze Feschtzeltsuppe.
Mensch, do lobet mir eis alle,
eiser wunderschöne
Halle.
Wenn ma muß,
au zemet rucke,
dafür sind halt Füß schie drucke.
Und weil ’s zemethocke, liebe
Leit,
a innerliche Wärme geit,
drum sind mir im Emegescht
froh und dankbar für des Nescht.
Wie
schon erwähnt war uns der Wettergott bei der 100-Jahr-Feier nicht gut gesonnen.
Nicht zuletzt war es der „Grafschen Festhalle“
zu verdanken, dass das Fest so stark von den Besuchern angenommen wurde.
Daraus resultiert das „zemet Rucke“ in obigem
Gedicht. Es hatte sich sehr schnell herumgesprochen, dass man in Ermengerst trockenen Fußes hervorragend feiern kann. Und
das ist auch heute beim alljährlich im Juni stattfindenden Dorffest noch so.
Im
Jahre 1975 musste die Freiwillige Feuerwehr Ermengerst
zu Einsätzen am 12. Juni und 23. Juni wegen Hochwasser ausrücken.
Überschwemmungen in diesem Ausmaß waren in der Gemeinde Wiggensbach noch nie
vorgekommen.
Bis
1976 war es üblich, dass der Bürgermeister der Marktgemeinde Wiggensbach
Vorstand des Feuerwehrvereins war. Der neue Bürgermeister Gebhard Kaiser hielt
davon nichts. Er war der Meinung, dass der Kommandant auch gleichzeitig das Amt
des Vereinsvorstandes innehaben sollte. So übernahm Kommandant Hugo Berkmann bei der Generalversammlung am 04. April 1976 auch
das Amt des Vorsitzenden. An dieser „Ämterhäufung“, die sich sehr gut bewährt
hat, hat sich bis heute nichts geändert.
1978
erhielt die Freiwillige Feuerwehr Ermengerst den Opel
Blitz, Baujahr 1955, von der Freiwilligen Feuerwehr Wiggensbach, der überholt
und voll ausgerüstet wurde. Es handelte sich dabei um ein Fahrzeug mit
Vorbaupumpe. Heute steht das alte Fahrzeug in Grafs Stadel und wartet darauf,
als Oldtimer renoviert zu werden. Am 27. Juli 1978 prüfte der „Feuerwehr-TÜV“ die Geräte der Feuerwehr Ermengerst.
Für den technischen und pflegerischen Zustand erhielt man die Note „sehr gut“,
obwohl - oder gerade weil - sich zur Zeit der Prüfung das Löschfahrzeug in der
Werkstatt befand. Im gleichen Jahr wurde die Alarmierung über Funk im Landkreis
eingeführt.
Die
Löschgruppe unter Leitung des Gruppenführers Josef Mayer legte 1981 die
Leistungsprüfung Stufe III/5 ab. Dies ist deswegen besonders erwähnenswert, da diese
Gruppe über die Jahre hinweg fast immer in der gleichen Besetzung mit Willi Dorn, Edwin Enderle, Johann Fleschutz, Ferdinand Göser Josef
Heiligensetzer, Josef Mair, Remig
Mayr und Peter Fixmer an den Leistungsprüfungen
teilnahm.
Auf
vielfachen Wunsch wurde Anfang der achtziger Jahre von der Vorstandschaft
erstmals ein Feuerwehrausflug organisiert. Man fuhr zum singenden Wirt Hans Lingg nach Oberstaufen-Willis. Bis heute
hat sich die Tradition Vereinsausflug erhalten und erfreut sich jedes Jahr
großer Beliebtheit bei allen Teilnehmern.
An
der 800-Jahr-Feier der Marktgemeinde Wiggensbach im Jahre 1983 beteiligte sich
die Freiwillige Feuerwehr Ermengerst als historische
Gruppe mit Handruckspritze.
Über
den Bau des Bürger- und Schützenheimes berichtete 1984 der damalige
Schützenmeister Edwin Enderle. In einem Schreiben an die Vorstandschaft der
Freiwilligen Feuerwehr Ermengerst beantragte der
Schützenverein Ermengerst einen Geldbetrag in Höhe
von 4.000,- DM zur Finanzierung. Nach „hitziger“ Diskussion stellte die
Versammlung schließlich den Betrag für diese gute Sache zur Verfügung. Damit
sich der Kassenstand der Ermengerster Wehr schnell
wieder erhole, schlug ein Mitglied vor, den Beitrag von 5,- DM auf 10,- DM zu
erhöhen. Der damalige Schriftführer Johann Fleschutz
hält in seinem Protokoll der Generalversammlung vom 25. März 1984 fest: „Mit
der einstimmigen Annahme des Antrages (Anm. der Verfasser: auf Erhöhung des
Beitrages) fand die Versammlung einen versöhnlichen Ausklang.“
Die
Generalversammlung 1985 fand erstmals im neuerbauten
Bürger- und Schützenhaus statt. Im Rahmen dieser Versammlung wurde ein
Generationswechsel von Kommandanten und Vorstandschaft vollzogen. Die bisherige
Führungsmannschaft mit Kommandant Hugo Berkmann,
stellvertretendem Kommandant Hans Bornschlegel, Kassier Martin Ohmayer und Schriftführer Johann Fleschutz
stellten sich nicht mehr zur Wahl. Die Neuwahlen ergaben: Erster Kommandant und
Vorstand Leodegar Wegmann, zweiter Kommandant und stellvertretender Vorstand
Willi Dorn. Zum Kassier wurde Markus Zeller und zum Schriftführer Hans Frick
gewählt.
Der
neue Kommandant Leodegar Wegmann beantragte als erste Amtshandlung neue
Schläuche, sowie neue Schutzanzüge für eine geplante Jugendgruppe.
Erstmals
wurde über den Zusammenschluss der Ermengerster und
Wiggensbacher Feuerwehr gesprochen, da der Neubau eines Feuerwehrhauses in
Wiggensbach diskutiert wurde.
1986
wurden erstmals Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Ermengerst
in schwerem Atemschutz ausgebildet. Grund war der Brand beim Kurheim am
Blender. Durch die widrigen Straßenverhältnisse - es herrschte an diesem Tag
extreme Straßenglätte - konnte die Ermengerster Wehr,
Dank des leichten Opel Blitz, als eine der wenigen Wehren den Brandplatz
erreichen. Wegen der fehlenden Atemschutzausrüstung und –ausbildung,
konnte jedoch kein gefahrloser Einsatz durchgeführt werden.
1986
war die Freiwillige Feuerwehr Ermengerst Veranstalter
des Ermengerster Dorffestes.Aus
dem Erlös wurde die in die Jahre gekommene Vereinsfahne aus dem Jahr 1929
renoviert. Im Rahmen des Ermengerster Dorffestes 1987
fand
die
Fahnennachweihe statt. Sie wurde mit den Kameraden unserer Partnergemeinde Hattstatt, sowie mit den ortsansässigen Vereinen gefeiert.
Im
gleichen Jahr brannte das ehemalige Anwesen Herz in Oberwies
nieder. Da das Gebäude auf dem Gebiet der Stadt Kempten liegt, bekam die
Freiwillige Feuerwehr Ermengerst für die Beteiligung
an den Löscharbeiten ein Dankschreiben von Oberbürgermeister Dr. Höß und Stadtbrandrat Binai.
Darin bedankten sie sich für die nachbarschaftliche Hilfe und brachten zum
Ausdruck, dass gerade dieser Einsatz gezeigt habe, dass sich ein
gemeinschaftliches Miteinander gemäß dem Wahlspruch „Stadt und Land – Hand in
Hand“ zur Verhütung von größeren Schäden gut praktizieren lässt.
Eine
kleine Anekdote zu diesem Brand: Nach Beendigung der Löscharbeiten kaufte
Kommandant Leodegar Wegmann Würste für die Feuerwehrmänner. Da das Brandobjekt
auf Stadtgebiet lag, schickte er die Rechnung an die Freiwillige Feuerwehr
Kempten.
Statt
des Geldes kam aus Kempten die Antwort, dass derjenige, der den Kauf getätigt
habe, auch die Rechnung begleichen müsse. „Stadt und Land – Hand in Hand“!
Im Rahmen eines
Ausfluges nahm die Freiwillige Feuerwehr Ermengerst
1988 an der Fahrzeugweihe unserer Partnergemeinde Hattstatt
teil. Seit dieser Zeit verbindet uns eine enge Freundschaft.
Das
Jahr 1989 stand ganz im Zeichen einer Fahrzeugweihe. Erstmals nach
114
Jahren erhielt die Freiwillige Feuerwehr Ermengerst
ein komplett neues Löschfahrzeug, ein LF8. Zugleich wurde in Graf`s Stadel eine Garage für das neue Fahrzeug errichtet,
weil das alte Feuerwehrhaus „An der Schmiede“ für das neue Fahrzeug zu klein
wurde. Der Umbau erfolgte im Wesentlichen durch die Mitglieder der Freiwilligen
Feuerwehr Ermengerst. Die Finanzierung übernahm die
Gemeinde Wiggensbach. Die Kosten des Umbaus betrugen 27.000,- DM.
Bei
den 1991 stattgefundenen Neuwahlen, wurden alle Mitglieder der Vorstandschaft
in ihren Ämtern bestätigt.
Glück
im Unglück hatte 1993 Feuerwehrkamerad Josef Mair,
als in seinem landwirtschaftlichen Anwesen Feuer ausbrach. Gerade zu dem
Zeitpunkt hatten die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Ermengerst
ein Übung beendet und waren noch am Feuerwehrhaus.
Durch ein sofortiges Ausrücken konnte ein größerer Schaden vermieden werden.
„Warum
in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah.“ Nach diesem Motto
organisierte die Vorstandschaft der Freiwilligen Feuerwehr Ermengerst
1994 eine Fahrradsuchfahrt innerhalb der Gemeinde Wiggensbach. Mit Begeisterung
radelten die Mitglieder quer durch die Gemeinde, um alle Fragen zu beantworten.
1995 brannte das landwirtschaftliche Anwesen von
Feuerwehrkamerad Josef Heiligensetzer nieder. Nach
dem Löschen des Brandes wurde sofort mit den Aufräumarbeiten begonnen, die bis
zwei Uhr nachts andauerten. Bis 7.00 Uhr am darauf folgenden Tag wurde
Brandwache gehalten. Kommandant Wegmann bedankte sich in der darauf folgenden
Generalversammlung, besonders bei den Bagger- und Traktorfahrern, die sich
spontan zur Verfügung stellten.
Erstmals wurde 1996 die
Truppmannausbildung unter Leitung von Kommandant Leodegar Wegmann und
Gruppenführer Roman Vogler durchgeführt. Diese Ausbildung geht über 40 Stunden
und stellt die Grundausbildung für zukünftige Feuerwehrleute dar. An diesem
Lehrgang nahmen teil: Peter Dorn, Stefan King, Helmut Kistler,
Hans-Peter Klein, Jürgen Peter, Karl Schuster, Christian Tauschek
und Josef Weixler.
Bei
den 1997 fälligen Neuwahlen wurde wiederum die komplette Vorstandschaft mit
Leodegar Wegmann, Willi Dorn, Markus Zeller und Hans Frick in ihren Ämtern
bestätigt.
Es
zeigt sich, dass hinter der Freiwilligen Feuerwehr Ermengerst
eine lange Vereinsgeschichte liegt. Mussten anfangs die Mitglieder noch mit
Wasserkübeln zur Brandbekämpfung ausrücken, so haben sich mittlerweile, auch
bedingt durch den technischen Fortschritt in der Ausrüstung, die Aufgaben einer
Feuerwehr geändert. Für die in Frage kommenden Hilfeleistungen ist die
Freiwillige Feuerwehr – nicht zuletzt wegen des neuen LF8 – hervorragend
ausgestattet.
Neben
dem Bekämpfen von Bränden werden auch immer mehr technische Hilfeleistungen
übernommen, wie das Beseitigen von Öl, die Mithilfe bei Unfällen oder der
vorbeugende Brandschutz.
Durch
zahlreiche Übungen, durch Leistungsprüfen und durch die Teilnahme an Lehrgängen
wird der Leistungsstand der Feuerwehr aufrechterhalten. Für diesen
Leistungsstand ist es heute selbstverständlich, dass auch einige Mitglieder in
schwerem Atemschutz ausgebildet wurden.
Die
Führungsmannschaft der Freiwilligen Feuerwehr Ermengerst
ist stets bemüht junge Leute für die Mitarbeit bei der Feuerwehr zu gewinnen.
Die Freiwillige Feuerwehr Ermengerst hat derzeit
einen Mitgliederstand von 34 aktiven und 84 passiven Mitglieder.
Über
all die Jahre hinweg gilt auch heute noch genauso wie vor 125 Jahren für alle
Feuerwehrmänner der Leitsatz >Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr<.
Aufstellung der Kommandanten
1875 - 1904 Josef
Karl Sontheim, Weissen
1904 - 1934 Albert
Martin, Unterried
1934 - 1937 Xaver
Rietzler, Ermengerst
1937 - 1945 Johann
Mayer, Notzen
1945 - 1948 Peter
Liebherr, Ermengerst
1948 - 1973 Pankraz
Wegmann, Ermengerst
1973 - 1985 Hugo
Berkmann, Ermengerst
1985 - 2003 Leodegar
Wegmann, Ermengerst
2003 - heute Roman
Vogler, Pfaffenried
Aufstellung der stellvertretenden Kommandanten (soweit bekannt)
1930 - 1934 Hans
Rietzler
1934 - 1937 Johann
Mayer, Notzen
1937 - 1946 Albert
Sontheim
1946 - 1947 Pankraz
Wegmann, Ermengerst
1947 - 1963 Ferdinand
Göser, Ermengerst
1963 - 1967 Josef
Brack, Ermengerst
1967 - 1973 Hugo
Berkmann, Ermengerst
1973 - 1985 Johann
Bornschlegel, Ermengerst
1985 - 2009 Willi
Dorn, Ermengerst
2009- heute Peter Dorn, Ermengerst
Aufstellung
der Schriftführer (soweit bekannt)
1937 - 1973 Ignaz
Berkmann, Ermengerst
1973 - 1985 Johann
Fleschutz, Ermengerst
1985 - 2003
Hans Frick, Ermengerst
2003 - heute Josef
King, Ermengerst
Aufstellung
der Kassiere
1875 - 1880 Adam
Moll, Lehrer
1880 - 1901 Georg
Wegmann
1901 - 1934 Fridolin
Fickler
1934 - 1939 Johann
Fleschutz
1939 - 1947 Benedikt
Fickler,
1947 - 1965 Martin
Ohmayer sen., Ermengerst
1965 - 1985 Martin
Ohmayer jun., Ermengerst
1985 - heute Markus
Zeller, Ermengerst